D-Day 1944: Die Deutsche Situation in der Normandie

Die Landungen der alliierten Truppen in der Normandie am 6. Juni 1944 markierten den Anfang vom Ende eines durch das Deutsche Reich besetzten Frankreichs und waren einer der bedeutendsten Schritte hin zum Ende des Zweiten Weltkriegs. Doch als am Morgen des 6. Juni die Alliierten mit der Invasion begannen, waren die deutschen Truppen keineswegs unvorbereitet. Die Heeresführung rechnete schon seit geraumer Zeit mit Landungen in Nordfrankreich und hatte bereits im Vorfeld Gegenmaßnahmen treffen lassen. Der sogenannte Atlantikwall war ein Sammelbegriff für Abwehrmaßnahen wie Land- und Seeminen, Bunkereinrichtungen, Verteidigungsgräben und weitere Stellungen, die eine Invasion aufhalten sollten.


Foto von verminten Anti-Landungshindernissen, die als Teil des deutschen Verteidigungssystems vor der Küste der Normandie aufgestellt wurden, etwa Anfang Juni 1944.

Besonders in Nordfrankreich wurden diese Einrichtungen ab 1943 verstärkt, allerdings mit dem Hauptfokus auf die Gegend um Calais, da man die Stelle durch die Nähe zur englischen Küste für einen wahrscheinlichen Angriffspunkt hielt. Darüber hinaus sollte auch die Truppenstärke in Westeuropa erhöht werden, was sich allerdings durch die andauernden Gefechte an der Ostfront als schwierig erwies. Die Verbände in Frankreich litten unter Treibstoffmangel, fehlendem Nachschub und hatten nur ungenügend ausgebildete Soldaten. Es war daher nicht unüblich, dass Divisionen durch eroberte französische Fahrzeuge aufgestockt oder für Ausbildungszwecke verwendet wurden.


Alliierte Invasionspläne und deutsche Positionen zur Invasion in der Normandie.

Das deutsche Oberkommando wusste also über einen möglichen Einmarsch der Alliierten in Nordfrankreich Bescheid. Lediglich der exakte Zeitpunkt war bis zum Tag X unbekannt. Es war daher trotz aller Vorbereitungen eine Überraschung, als die ersten Meldungen über eine Invasion an der französischen Nordküste bekannt wurden. Panzertruppen und Reserveeinheiten, die zuvor ins Landesinnere verlegt worden waren, konnten aufgrund von komplexen Kommandostrukturen, nicht schnell genug mobilisiert werden. So waren es vor allem zwei Divisionen, die 21. Panzer-Division und die 12. SS-Panzer-Division, die der alliierten Invasion nach deren Landungen entgegentraten. Beide waren nah dem Landungsraum um den strategisch wichtigen Ort Caen stationiert und sollten diesen vor einer Eroberung zu schützen.

Die 21. Panzer-Division verfügte am Tag der Landung über 23 französische Somua Panzer, einige davon wurden in Selbstfahrlafetten umgebaut, und gut 100 Pz. Kpfw. IV unterschiedlicher Versionen, die erst kurz zuvor als Unterstützung eingetroffen waren. Eine Lieferung von Panther-Panzern erreichte die Division allerdings erst nachdem die alliierten bereits in Frankreich gelandet waren.

Die 12. SS-Panzer-Division verfügte dagegen bereits über einige Panther. Es waren jedoch Pz. Kpfw. IV mit 75-mm-Geschütz, die zu den ersten Verlusten der 12. Division wurden. Vier von ihnen trafen bei einer Aufklärungsfahrt am Nachmittag des 6. Juni auf Sherman-Panzer und alle bis auf einen wurden zerstört. Der Gegenschlag der gesamten Truppe verlief jedoch günstiger. Am Abend des 6. Juni nach mehreren Gefechten und Scharmützeln sah man 17 zerstörte Panzer auf Seiten der Deutschen, gegenüber 43 zerstörten Panzern und rund 10 zerstörten Panzerfahrzeugen auf kanadisch-britischer Seite.

Um 16:00 Uhr am selben Tag erhielt auch die 21. Panzer-Division den Befehl zum Gegenangriff. Zu diesem Zeitpunkt hatten die britischen und kanadischen Truppen jedoch bereits durch den Atlantikwall brechen können und einen Brückenkopf eingerichtet. Von dort planten sie weiter gen Caen vorzurücken. Oberst Hermann von Oppeln-Bronikowski, Regimentskommandeure des Panzer-Regiment 100 erhielt den Befehl zum Ärmelkanal vorzurücken und die Alliierten vor Caen zu stoppen. Aufgrund ständiger Luftangriffe kamen sie jedoch nur sehr langsam und nur unter Verlusten voran. Noch bevor sie auf die gegnerischen Truppen trafen, verzeichneten sie bereits 6 zerstörte Panzer. Sie waren sich auch nicht im Klaren darüber, wie viele alliierte Truppen Frankreich bereits erreicht hatten. So rollten sie auf eine Übermacht von Panzerabwehrgeschützen, mehreren hundert Infanterie-Einheiten, zahlreichen Sherman Firefly Panzern und M10 Selbstfahrlaffetten zu. Besonders die Firefly-Panzer mit ihren 17-Pfündern sollten für herbe Verluste auf deutscher Seite sorgen. Nur wenige Minuten nach dem das Regiment auf die feindliche Linie traf, waren sechs weitere Fahrzeuge vernichtet und selbst die durch zusätzliche Panzerplatten aufgerüsteten Fahrzeuge, hatten den Briten nur wenig entgegenzusetzen.


Britische Soldaten während der Normandiekampagne, 1944

Als Bronikowski erkannte, dass sie die Alliierten nicht zurückdrängen konnten, befahl er den Rückzug durch die Wälder nach Caen. So ging der 6. Juni 1944 mit deutlichen Verlusten auf deutscher Seite zu Ende, doch auch die Alliierten hatten ihr Ziel für den Tag nicht vollständig erreichen können und waren nicht so weit ins Landesinnere vorgedrungen wie erhofft.

Alles in allem war der 6. Juni nur der Auftakt zur Schlacht um die Normandie, die bis in den August geführt werden sollte und viele weitere Opfer auf beiden Seiten fordern sollte.

Bis heute findet man im Norden Frankreichs zahlreiche Gedenkstätten, die an die Schrecken des Krieges, aber auch die Tapferkeit der Soldaten erinnern sollen.

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